Besuch beim Maler und Grafiker Hans-Christoph Rackwitz
„Jeden Monat ein Bild. Das ist der Plan“, sagt Hans-Christoph Rackwitz. Er arbeitet an „Beständig ist das leicht Verletzliche“. Das Auftragswerk wird ab Frühsommer 2020 im kleinen Festsaal auf Schloss Moritzburg zur Reise durch Tageszeiten und Geschichte einladen. Wir haben den Maler und Grafiker in seinem Atelier besucht.
Begegnung mit einem entspannten Freund des Mediterranen
Die Sonne wärmt blinzelnd durch die Bäume. Fiele nicht Laub und legte einen raschelnden Teppich über die gewundenen Hecken aus Buchsbaum, wähntest du dich in einem toskanischen Hof.
Es ist Oktober im Garten auf dem Zörnitzer Berg. Sich leicht bückend zupft Hans-Christoph Rackwitz beinahe zärtlich ein paar Blätter, ein großer Mann. „Ein wenig Frost vertragen sie, aber bald müssen sie ins Warme“, stellt er fest. Hier fände er Entspannung und sammle an der frischen Luft die Kraft für seine Kunst.
Den wohlschmeckenden Wein aus den Ranken an roten Ziegelwänden nimmt Rackwitz als erfrischende Nascherei zwischendurch. Knarrende Holztreppen führen zu den schönen alten Türen ins Haus.
Früher war hier eine Ausflugsgaststätte, der Saal wurde an das Wohnhaus angebaut, lange bevor er das Haus nach zweijährigem Leerstand kaufte. Später zeigt er auf alten Fotos auf den Hof fahrende Ausflugsfuhrwerke. „Wir gehen mal in den ‚Saal’“, wie Rackwitz sein Atelier nennt.
Wo einst gefeiert wurde entsteht heute einzigartige Kunst
Drei wuchtige Pressen stehen im Saal. Rackwitz kann hier alle Drucktechniken bedienen, Lithografien drucken, Tiefdrucke wie Hochdrucke anfertigen. Das perfekte Umfeld für einen wie ihn. Es atmet förmlich Schaffenskraft. Aus Fertigem, Halbfertigem, Pinseln und Wischlappen strömt der wohlige Duft von Firnis und Ölen. Unschwer zu erkennen, was du an Fertigem an Wänden und am Boden siehst trägt die charakteristische Handschrift von Hans-Christoph Rackwitz.
Der Maler engagiert sich auch im Dorf. Am Tag des Offenen Ateliers öffnet er jedes Jahr seinen Saal und sommers kommen die Menschen zum Tag der Offenen Gärten in sein mediterranes Refugium in Grün auf dem Zörnitzer Berg. Gerade hat er eine Grafik von einem gefährdeten historischen Wasserturm einer Gemeinde gefertigt. Die verkauft er nun, um mit dem Erlös den Erhalt des geschichtsträchtigen Kleinodes zu unterstützen.
Wie feine Beobachtungen zu spannenden Bildwelten werden
Derzeit dominant im Saal – auf Staffeleien und an Wänden angelehnt die Studien und Bilder zu „Beständig ist das leicht Verletzliche“. Vier davon sind bereits fertig, fünf muss er noch malen. „Jeden Monat ein Bild. Das ist der Plan“, erzählt Rackwitz. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln. Erst die Entwürfe, dann der Übertrag ins Großformat, wird das nicht langweilig? „Nein“, sagt der Maler, „ich beginne jedes Mal neu. Keines der Bilder wird am Ende genau so wie im Entwurf.“ Was ich aber sehe: großartig werden sie alle.
Das Betrachten der Bilder von Hans-Christoph Rackwitz ist wie Wandern. Du folgst dem Tageslauf, liest aus den Jahrhunderten in einer faszinierenden Welt aus filigranen Linien und trittst in phantastische Räume aus Farben und Formen. Für Zeitz mischt er die Techniken. Meist legt der Maler Acryl als Hintergrund. „Weil Acryl schnell trocknet wirbele ich bei den großen Flächen schon mal mit dem Handfeger drüber“, erzählt er. Die Feinheiten und zarten Übergänge, zeigt er mir, die mache er in Öl. Die Wahl seiner Motive kämen häufig aus Zufällen. Bei der „Nacht“ etwa stellt er die sächsische Beziehung bei Hofe her, in dem er sich an den Urlaub im Elbsandsteingebirge erinnert. Für die in imaginäres Licht getauchten Vögel vor der nächtlichen Felswand machte er intensive Studien in den Zoologischen Sammlungen der Uni Halle. Rackwitz: „Natur beobachten, das macht mir immer Freude.“ Das sieht man.
In seinem Werk für Zeitz vergegenwärtigt er mit großer Sinnlichkeit unsere Kulturgüter und trägt auf seine Weise dazu bei, sie zu bewahren.
Text und Fotos: Reiner Eckel
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