Elchfußpokal
Innungspokal der Kramer
Zeitz 1599, Holz und Elchhaut
Handwerk, Gilde, Zunft
Um 1230 übten Schuster und Fleischer nachweislich in Zeitz ihr Handwerk aus. Im Eidgeschoss, der Stadtordnung Bischof Heinrichs von 1322 werden Gewandschneider, Tuchmacher und Schröter (Schneider) erwähnt, darüber hinaus Bestimmungen für Gerber, Fleischer, Wagner, Seiler, Kramer, Schenkwirte, Bäcker und Brauer getroffen. Das Handwerk trug zu diesem Zeitpunkt bereits in hohem Maße zum Wirtschaftsleben der Stadt bei. Neben der Grund- und der Einkommenssteuer wurde deshalb eine Gewerbesteuer, der sogenannte Handwerksverlag eingeführt.
Im 14. Jahrhundert begann sich das Zeitzer Handwerk in Innungen (Zünften) zu organisieren. So schlossen sich die Meister eines Handwerkszweiges zusammen, um die Ausbildung im Handwerk und die Güte der Arbeit zu überwachen, über die Erteilung von Meisterrechten zu entscheiden, unerwünschten Wettbewerb und die Arbeit von unzünftigen Handwerkern zu unterbinden.
Belegt sind die Innungen der
Kramer 1329
Fleischer 1399
Bäcker 1480
Tuchmacher 1483 und
Schneider 1505
Über dieses Glanzstück
Der Innungspokal („Willkomm“) wurde der Kramerinnung am 6. August 1599 von Stadtrichter Joh. Foerster gestiftet. Er ist in der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung „Himmlisches Streben – Irdisches Leben. Zeitz unter dem Bischofsstab“ zu sehen, welche die Geschichte der Stadt Zeitz vom 10. bis 17. Jahrhundert beleuchtet, als hier die Bischöfe von Zeitz und Naumburg regierten und residierten.
Die wichtigsten Dokumente der Zunft wurden in der Innungslade (Zunfttruhe) sicher aufbewahrt. Dazu gehörten die vom Bischof verliehenen Privilegien, die Zunftbücher mit den Artikeln, Statuten und Namensverzeichnissen, das Geldvermögen und das Innungssiegel.
Neben der Innungslade spielte der Willkommpokal eine besondere Rolle bei den Amtshandlungen innerhalb der Zunft. Er wurde Ehrengästen zur Begrüßung gereicht; der freigesprochene Lehrjunge, der neu eingeschriebene Geselle, der aufgenommene Meister hatten ihn auszutrinken; bei Umzügen wurde er als kostbarer Besitz der Innung feierlich vorangetragen.
Der „Willkomm“ der Kramerinnung fasst ca. 2 Liter Bier oder Wein. Die Form des Vorderlaufs eines Elches wurde in Holz nachgebildet und die gegerbte Haut darüber gezogen. Der Huf ruht auf einem mehrfach gestuften Sockel und trägt die Datierung „1599“. Der abnehmbare Deckel ist mit der detailliert geschnitzten Figur einer jungen Frau als Symbol der Fruchtbarkeit geschmückt. Die hölzernen Sockel sind in Schwarz und Gold gefasst.
Der Elchfußpokal wurde 1978 durch Helmut Skerra, Celle, restauriert.
Uhrmacher, Kürschner, Goldschmiede, Tischler, Glaser, Sporer und Barbiere entstehen als neue Gewerbezweige im 16. Jh. Sie bezeugen den gewachsenen Wohlstand in der Stadt.
Der Bischof führte die Aufsicht über die Innungen, ihm oblag die Genehmigung der Innungsstatuten. Mit Erlöschen des Bistums Zeitz- Naumburg 1564 ging die Aufsicht über die Innungen an den Rat der Stadt über.
Das umfangreiche Sammlungsspektrum des Museums umfasst derzeit mehr als 250.000 Sachzeugen. Ein Teil der Sammlungen kann in Dauerausstellungen besichtigt werden. Hier finden Sie die meisten unserer Glanzstücke des Monats.
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