JOHANNES LEBEK
Skizzen- und Geschichtenbuch
Daten zu diesem Glanzstück
SK 47 – Ein Skizzen- und Geschichtenbuch aus dem Nachlass des Künstlers
1945
ca. 185 x 120 x 26 mm
Inv.Nr. VI/C – 49
Brauner Kleisterpapiereinband, Heftbindung tw. aufgelöst, verschiedene Papiere, tw. säurehaltig, handschriftliche Texte und auch Illustrationen mit verschiedenen Tuschen und Tinten, viele Gebrauchsspuren.
Am 21. Januar 2021 jährt sich der Geburtstag des Zeitzer Holzschneiders Johannes Lebek zum 120. Male. Das ist ein guter Grund, um als „Glanzstück des Monats“ eines aus der Lebek-Sammlung des Museums vorzustellen.
Bescheiden und klein mutet es an.
Mehr über dieses Glanzstück
„SK 47“ bezeichnet das 47. Buch mit Skizzen oder auch Textentwürfen von Johannes Lebek. Fünfzehn davon sind meist als von ihm selbst gebundene, oft kleinformatige Bücher im Depositum „Elisabeth und Hubert Wegner“ erhalten, andere wurden von Lebek später in Einzelblätter aufgelöst und nach Themen oder auch Reisen geordnet. Hunderte kleinformatige Notizen, Zeichnungen, ausführliche oder flüchtige Skizzen befinden sich in zahlreichen Kassetten im Magazin des Lebek-Zentrums.
„SK 47“ ist nun tatsächlich ein kleines Glanzstück – der Einband, mit braunem Kleisterpapier bezogen, ist abgegriffen und glänzt etwas. Das handgefertigte Einbandpapier wurde vielleicht mit Wachs poliert oder es erhielt seinen matten Glanz durch die häufige Benutzung: das Buch wurde sicher viele, viele Male hervorgeholt, weiter „gefüllt“ und wieder sicher verwahrt. Aber vor allen Dingen der Inhalt macht es im Werk des Holzschneiders höchst wertvoll. Auf der ersten Seite steht ein englischer Text in sorgfältiger Druckschrift gut leserlich geschrieben. Seinen Namen und seine Heimatadresse gibt Lebek da an und äußert den Wunsch, das Buch zurückzuerhalten, falls es getrennt vom Autor aufgefunden würde, da es ein Arbeitsmaterial ist…
Warum diese englisch formulierte Bitte?
Lebek schrieb und zeichnete in dieses Buch während seiner Kriegsgefangenschaft in in Suippes in Frankreich im Jahre 1945. Es enthält vor allen Dingen Textentwürfe. Eigene Erzählungen und Geschichten, auch von ihm selbst ersonnene Märchen füllen die in oft winziger Schrift beschriebenen Seiten, unterbrochen von kleinen Skizzen erfundener Welt oder der Welt seiner Erinnerungen.
Mit seinen Aufzeichnungen kann er sich in seine geliebte Arbeit flüchten – sich ablenken von der Realität in einem Zeltlager zusammen mit den anderen Kriegsgefangenen. In diesem Buch macht er Pläne und Entwürfe für seine künstlerische Arbeit für die Zeit nach der ersehnten Rückkehr nach Hause, zu seiner Frau und seiner Tochter und nach Zeitz, in seine Werkstatt.
Das Buch beginnt mit der autobiografischen Erzählung „Häuser der Kindheit“. In seiner eigenen Kindheit war die Familie Lebek sehr oft umgezogen innerhalb seiner Heimatstadt Zeitz. Auch nach dem frühen Tod des Vaters immer wieder, denn die Mutter hatte dann ihre 6 Kinder allein zu versorgen. An einer Stelle berichtet er von der 11. Wohnung in Zeitz… Aus dem Gedächtnis skizziert er fernab der Heimat die Zeitzer Straßen und Wohnungen als erste Entwürfe für die 99 Holzschnitte, die das bereits 1949 im Handpressendruck in Zeitz von ihm realisierte Buch dann enthalten wird.
Auch das von Lebek erdachte Traummärchen „Die Springsteine“ ist hier handschriftlich in einer Version erhalten. Er hat es mit Holzstichen und auch Lithografien insgesamt 4 x auf verschiedene Weise illustriert und auch immer wieder umgetextet. Die Bücher der im Alster Verlag kurz nach dem II. Weltkrieg erschienenen Ausgabe von 1947 zerfallen aber zusehends wegen des verwendeten stark säurehaltigen Papiers. Ein neues soll nun mit seinem Märchen und Zeitzer Kinderholzschnitten als Handpressendruck entstehen und ein Geschenk zum 120. Geburtstag werden.
Die Arbeiten Lebeks waren Vorbild für die Kinder, die nun unter Anleitung von Ulrike Trummer in vielen Veranstaltungen intensiv am Geschenk für den Zeitzer Holzschneider arbeiten. Die Schüler der 4. Klasse der Grundschule Rasberg machen dafür seit September 2020 selber Holzschnitte, drucken und binden dann ihre eigenen Bücher mit einem von ihnen gestaltetem Kleisterpapiereinband.
In der „Geburtstags-Ausstellung“, die am Tag des Offenen Denkmals im September 2021 im Lebek-Zentrum eröffnet werden soll, wird „SK 47“ und die Handpressendrucke der Springstein-Bücher von Lebek selbst und auch das Buch der Kinder zu sehen sein.
Text und Reproduktionen: Ulrike Trummer