„Die Springsteine“
Ein Traummärchen von Johannes Lebek
Daten zum Glanzstück des Monats Januar
Buch „Die Springsteine“
erdacht und in Holz gestochen von Johannes Lebek
39 Holzstiche
Staatliche Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe, 1933
handgedruckt und handgebunden, 25 Exemplare
Werknummer (Illustrationswerke / Bücher): Werk 2 im Werkverzeichnis des Holzschneiders Johannes Lebek von Hubert Wegner, 1985
Buch im Nachlass „Depositum Elisabeth und Hubert Wegner“ im Lebek-Zentrum Inventar-Nr. DW – B 128
Höhe Einband: 162 mm
Breite Einband: 150 mm
Buchdicke: 13 mm
Höhe Buchseite: 162 mm
Breite Buchseite mit Bundsteg: 150 mm
Einband Marmorpapier, dunkle Blau- und Brauntöne
Japanbindung mit brauner Kordel / 3 Löcher
Über dieses Glanzstück
Das Buch „Die Springsteine – Traummärchen, erdacht und in Holz gestochen von J. Lebek“, wurde aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums des Kunst-und Museumspädagogischen Zentrums „Johannes Lebek“ vom Museum Schloss Moritzburg Zeitz neu herausgegeben.
Das Original entstand während Lebeks Studienzeit an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig im Jahr 1933. Es erschien damals, handgedruckt und handgebunden, in einer Auflage von 25 Stück.
Das hier vorgestellte Buch – unser Glanzstück- hat leider inzwischen vergilbte Seiten mit teils mehreren kleinen Stockflecken und diverse Gebebrauchsspuren. Vorn im Einband innen lesen wir Lebeks Widmung mit Bleistift geschrieben: „Für Hans Günther Johannes Lebek 8.8.1935“. Hans Günther war ein Freund Lebeks und später mehrere Jahre Leiter des Museums Schloss Moritzburg Zeitz. Es stammt aus dem Nachlass Lebeks, dem „Depositum Elisabeth und Hubert Wegner“.
Bis 1946 bearbeitete Lebek „Die Springsteine“ mehrfach. Noch 2 weitere anders gestaltete Bücher zum Märchen „Die Springsteine“ erschienen auch als Handpressendrucke Lebeks in kleinen handgebunden Auflagen. Ein drittes erschien im Alster-Verlag 1947.
Heute wirkt diese älteste (1933) hier vorgestellte Version seiner Illustrationen und Texte auf uns am modernsten oder vielleicht auch am zeitlosesten. Die kleinformatigen feinen Holzstiche erzählen uns das Traummärchen weit ausführlicher und detailreicher als der hier kurz und prägnant gehaltene Text. Die Springsteine – Steine mit denen man springen, sogar fliegen kann – im Märchen bekommen sie die Freunde Hans und Klaus geschenkt von einem guten Waldmenschen und nutzen sie, um in der Nacht den Mond zu besuchen, der sie nicht schlafen gelassen hatte…
Sein Märchen hat Lebek also immer wieder beschäftigt, immer wieder arbeitet er am Text, der mal ausführlich oder ganz knapp gehalten ist. Bild und Text ergänzen sich aufs Beste. Noch weitere Illustrationsvarianten finden wir im Nachlass, neben der Holzstich-Technik macht er Illustrations-Proben auch als Schablithografien (1936). Eine gereimte Textversion von Hermann Gilbert, einem Freund Lebeks, illustriert Lebek mit Federlithografien. Die Reime schrieb er dafür mit der Hand und Feder in Sütterlin auf den Lithostein in Spiegelschrift (gedruckt ist die Schrift dann seitenrichtig zu lesen; Auflage: 15 Exemplare, 1936 handgedruckt und handgebunden mit Japanbindung, im Nachlass vorhanden: Inventarnummer: DW / B – 130).
Im Jahr 1946 illustriert Lebek erneut einen ausführlich erzählenden Text mit feinen Holzstichen. Seine Schnitte tragen aber hier eine gefälligere Handschrift, vielleicht etwas kindgerechter als die Stiche von 1933. Die Bücher mit diesem Text und den 28 Holzstichen erschienen im Alster Verlag kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Bücher von 1947 zerfallen aber zusehends wegen des verwendeten stark säurehaltigen Papiers. Der Einband ist mit handgefertigtem braunen Kleisterpapier und einem Etikett gestaltet.
Ein neues Buch mit diesem langen Text und Zeitzer Kinderholzschnitten wurde 2021 in der Werkstatt des Lebek-Zentrums fertiggestellt. Es wurde in einer Auflage von 30 Stück mit den 21 Holzschnitten der Kinder als Original-Handpressendruck gedruckt, wie auch die Bücher von Lebek. Die Arbeiten Lebeks waren Vorbild für die Holzschnitte der Kinder, die sehr fleißig und konzentriert unter Anleitung von Ulrike Trummer in vielen Veranstaltungen intensiv arbeiteten. Ulrike Trummer übernahm auch die Gesamtgestaltung des Buches (Format, Papiere, Layout, Japanbindung mit schwarzen und blauen Bast) unter Verwendung der Kleisterpapiere, die die Kinder selbst gefertigt hatten. Nach vollendeter Arbeit am Ende des Schuljahres haben die Kinder der 4. Klasse der Grundschule Rasberg aus Zeitz jeweils ihr eigenes Exemplar erhalten. Das Buch wollte verstanden sein als „Geschenk für Lebek“ zum 120. Geburtstag des Künstlers, dem die am 12. September 2021 eröffnete Ausstellung „Zum Sehen geboren“ gewidmet war. In der „Geburtstags-Ausstellung“ waren u.a. die Handpressendrucke der Springstein-Bücher von Lebek selbst und auch das Buch der Kinder im Lebek-Zentrum zu sehen.
Dieses sehr schöne kleine Buch mit insgesamt 39 Holzstichen konnte man zur Eröffnung der Jubiläumsausstellung „ORBIS PICTUS in der Kaffeemühle“ im September 2024 erstmalig erwerben. Nun ist es im Museumsshop sowie in der Tourist-Information Zeitz erhältlich. Es steht zu hoffen, dass diese Ausgabe auch wieder Liebhaber findet, vielleicht als Geschenk für oder von Zeitzer(n).
Text, Fotos und Reproduktionen: Ulrike Trummer / © MSMZ
Die Neuauflage des Werkes (2024) der ältesten Ausgabe des Märchens (1933) beinhaltet 39 Holzstich-Illustrationen, die nicht, wie das Original, im Hochdruckverfahren gedruckt worden. Der Neudruck des Buches ist auch der gewissenhaften Arbeit der Grafikerin Maria Beate Wegner, einer Enkelin Lebeks, zu verdanken. Sie erklärte sich bereit, die Bilddateien zu bearbeiten und das Layout des leicht veränderten Textes in Anlehnung an den originalen Bleisatz im Buch von 1933 zu gestalten. Das Buch wurde in einer limitierten und nummerierten Auflage von 100 Stück in der Druckerei Blochwitz / Point Mediendesign in Zeitz gedruckt. Viele Absprachen waren notwendig, um dem Original in der Wertigkeit nahe zu kommen. Die Druckerei Blochwitz arbeitete schon in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts mehrfach mit Lebek selbst zusammen. Sie vervielfältigten seine Holzschnitte und Holzstiche in Zeitschriften und Mappenwerken, damals natürlich noch im Hochdruckverfahren von seinen Originaldruckstöcken. Umso schöner, dass auch im Jahr 2024 die Zusammenarbeit mit der letzten in Zeitz ansässigen Druckerei so erfreulich war: Beratung und Ausführung waren kompetent, qualitätsbewusst und zuverlässig. Die Japanbindung der 100 Bücher wurde in der Druckwerkstatt des Lebek-Zentrums von Ulrike Trummer handgefertigt. Die Buchdeckel wurden von ihr mit einem schönen (gedruckten) Marmorpapier bezogen, welches sich im Nachlass Lebeks befindet.