Eine Waffe für die Ehre
Rapier des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz
Daten zum Glanzstück des Monats Dezember
Rapier, Blankwaffe, gebraucht
Zeitstellung: ca. Anfang 17. Jh.
Fundort: Fund, Domkrypta St. Peter und Paul, ca. um 1960
Material/Technik: Messing, Stahl, Holz, Leder / geschmiedet, gegossen, graviert
Gesamtl.: 1,03 m; Klingenl.: 84 cm; Klingenbr. Ansatz: 1,7 cm; Klingenbr. Spitze: 0,5 cm; Länge Griff: 19 cm
Inv. Nr.: V/F-341
Über dieses Glanzstück
Scharfe historische Waffen mit denen für die eigene Ehre gekämpft wurde – das trifft gleichermaßen auf Degen, Schwerter, Rapiere und noch so manche mehr zu. Sie waren der Mittelpunkt sportlicher Turniere, Zweikämpfe und Kriege. Jedoch wurden sie nicht nur als Mittel zur Verteidigung eingesetzt. Als Symbol des sozialen Status, demonstrierten sie zugleich Macht, Prestige und Reichtum. Im Fokus steht das Rapier des Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz, ein repräsentatives Beispiel unter den Stichwaffen, das nicht nur als zeitgeschichtliches Relikt von besonderer Bedeutung ist, sondern auch Einblicke in die gesellschaftlichen Aspekte der Barockzeit ermöglicht.
Das Rapier des Herzog Moritz ist ein Artefakt aus der Zeit des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Zeitz. Es wurde bei archäologischen Ausgrabungen im Jahr 1960 aus der Krypta des Doms St. Peter und Paul geborgen. Im gleichen Jahr ist das Objekt in den Besitz des Museums übergegangen. Doch was ist ein Rapier und wie grenzt sich dieser von dem allseits bekannten Degen ab?
Degen und Rapier wurden bereits gegen Ende des Mittelalters konzipiert und hatten das klassische Schwert zum Vorbild. Bei beiden handelt es sich um eine leichtere Alternative, die sich äußerlich kaum voneinander unterscheiden, aber dennoch markante Unterschiede aufweisen. Zum einen liegen diese im Aufbau und zum anderen in der Nutzung. Sowohl Degen als auch Rapier weisen lange, schmale Klingen mit einem spitzen Ende auf, wobei Rapiere noch etwas schmaler konzipiert sind als Degen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zeigt sich in der Anwendung. Bei beiden handelt es sich um Stichwaffen, jedoch können Besitzer eines Rapiers, aufgrund des höheren Gewichts, damit auch Hiebe ausführen, während Degen für den Kampf eher ungeeignet sind.
Die 84 cm lange, am oberen Ende 1,7 cm breite, zweischneidige, spitz zulaufende Klinge des Rapiers von Herzog Moritz von Sachsen Zeitz hat einen mittigen Hohlschliff. In die Mitte des 11 cm langen Hohlschliffs sind mehrere Zeichen eingepunzt. Terzseitig und quartseitig ist dort eine Zweckinschrift „FIDE SED CVI VIDE“, zu Deutsch: „Traue, aber achte darauf, wem!“ eingraviert. Der Griff wurde vermutlich aus Holz und Leder hergestellt und danach mit einer Metalldrahtumwicklung versehen. Unter dem Knauf und über dem Parierzapfenanfang befindet sich das geflochtene bzw. geknüpfte Ende des Metalldrahtes. Das Parierzapfenende geht in einen teilweise facettierten Knauf über. Der Faustbügel ist kreisartig geformt und vereint sich mit zwei facettierten Enden. Eine vom Griffbügel (an den Enden facettierte) S-förmig Spange geht jeweils von oben nach unten aus der Mitte ab. Die Klinge weist beidseitig Abnutzungs- bzw. Gebrauchsspuren vor. Die schlichte Eleganz und markanten Gebrauchsspuren weisen auf einen alltäglichen Gebrauch, beispielsweise als Übungsrapier hin.
Das Wort „Degen“ tauchte nachweislich das erste Mal um 1400 im deutschsprachigen Raum auf. Zunächst war damit ein Dolch gemeint, erst später bezeichnete der Begriff eine schmale Version des Schwerts. Sie erlebten ihre Hochzeit, als Schusswaffen die Kriegsfelder eroberten und schwere Schwerter zunehmend zum Ballast wurden. Dank der Möglichkeit Schüsse abzugeben, wurden Waffen für den Nahkampf immer weniger gebraucht. Hinzu kommt, dass Schusswaffen deutlich effektivere Möglichkeiten zum Angreifen und zur Verteidigung boten. Das Schwert verlor somit an Relevanz und leichtere Abwandlungen, wie Degen und Rapier wurden immer beliebter. Ab dem 16. Jahrhundert war es vor allem die Kavallerie sowie die Infanterie, die diese langen und schmalen Waffen trugen. Allmählich entwickelten sich Rapiere mit einem aufwendig gestalteten Griff immer weiter zu Statussymbolen. Als kunstvoll verzierte Waffen durften sie im Repertoire der Edelleute nicht fehlen, wodurch einfachere Varianten nicht nur als Waffen, sondern auch als Trainingsinstrumente an Bedeutung gewannen.
Die Schmiedekunst im Barock spiegelte nicht nur die technische Meisterschaft der Schmiede wider, sondern auch die kulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen. In Bezug auf Rapiere zeigten sich diese regionalen Unterschiede in der Gestaltung und Verzierung der Waffen. In den verschiedenen Regionen Europas entwickelten sich einzigartige Stile, die sich in der Form, den Griffen, der Klinge sowie den Verzierungen der Rapiere manifestierten. Italienische Rapiere waren beispielsweise für ihre eleganten Linien und kunstvollen Griffe bekannt, während deutsche Rapiere oft robuster und funktionaler gestaltet waren. Spanische Rapiere zeichneten sich durch ihre kunstvollen Verzierungen und reichen Details aus.
Das Rapier des Herzog Moritz ist aufgrund der Tatsache, dass nur wenige Objekte von dem ehemaligen Zeitzer Hof im Museum vorhanden sind, zugleich ein besonders wertvolles Relikt. Zuerst präsentiert als ein Exponat der Sonderausstellung „Zitronen für Zeitz – Wie Heinrich Schütz die Musik der Residenz prägte“, wurde er nach der Restaurierung im Jahr 2022, ein fester Bestandteil der barocken Dauerausstellung „Zeit der Herzöge – Barocke Residenzkultur in Zeitz“.
Text: Nadine Neumann
© Fotos: Nadine Neumann / MSMZ