Krippenfigur
Barockfigur einer Weihnachtskrippe
Daten zum Glanzstück des Monats Dezember
Lindenholz
18. Jahrhundert
Höhe 60 cm, Breite 35 cm, Tiefe 25 cm
Inv.Nr. VI/C – 49
Provenienz: Altbestand. Herkunft: Braunkohlenwerk Phönix Mumsdorf. Ersterfassung 1960. Restauriert 2008 bis 2010.
Fotos: Wiebke Havenstein, Text: Carmen Sengewald
Über dieses Glanzstück
Weihnachten ist Christbaum schmücken, Stollen backen, Geschenke ver- und auspacken. Weihnachten – das ist die Zeit der Weihnachtslieder, des Lichterglanzes und der Krippenspiele. Weihnachten ist so viel und zugleich so wenig: Die Geburt eines Kindes in einem Stall irgendwo in einem Stall in der römischen Provinz Palästina. Bereits Anfang Dezember werden die Häuser geschmückt und u.a. Krippen aufgestellt. Kleine, große, schlichte, reich geschmückte – alle diese Krippen stellen die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium (Kapitel 2, Vers 1-21) dar. Ochs und Eselein, die Hirten und die Heilige Familie, sowohl die Himmlischen Heerscharen und etliche kleine Schafe sind Teil der Weihnachtsszene. Oft wird dieses Bild komplettiert durch drei Männer aus dem Osten, die meist an der Seite kniend platziert werden – den sogenannten „Drei Heiligen Königen“. Einer von diesen drei stellt die hier vorgestellte Figur aus Lindenholz dar.
Die kniende und leicht nach vorn gebeugte Figur trägt einen vergoldeten Umhang und darunter eine ebenfalls vergoldete Jacke. Das dominierende Gold der Kleidung bildet einen starken Kontrast zum dunklen Teint der Figur. Die Rückseite der Skulptur wurde jedoch nicht weiter ausgearbeitet, das nackte Holz ist zu sehen. Vermutlich wurde die Figur fest verankert in einer großen Weihnachtsszene. Am oberen Teil des Kopfes befindet sich eine kleine Öse, an der eventuell ein Turban oder eine Krone befestigt werden konnte. Der Körper wurde aus einem Block Holz gefertigt, die Arme sind jedoch angedübelt. Die Perlen der Halskette, die Perle des linken Ohrrings und die Knöpfe der Jacke wurden dagegen mit Leim befestigt. In der nicht ausgefertigten Rückseite, befindet sich ein Schraubloch nahe der Umhangkante. Die Figur wurde zuerst grundiert. Die Gewandbereiche waren vorgesehen, versilbert bzw. vergoldet zu werden und wurden dem vorbereitend mit einer orangeroten Polimentierung versehen. Diese Teile der Figur wurden mit Blattgold- oder -silber verziert. Da es sehr viele Bereiche der Kleidung betrifft (Umhang, Jacke, Hose, Halsband), dominiert die Vergoldung die Gesamterscheinung des knienden Mannes. Die Versilberung ist heute nicht mehr zu erkennen, denn sie wurden später geschwärzt, wie z.B. die Umhanginnenseiten. Nur die beiden Schmucksteine am Umhang sind auffällig anders und setzen Akzente. Hier wurde Baulüster verwendet auf der Versilberung, was ihnen ein Aussehen wie Saphiren verlieh. Da dazu Preußischblau bei der Lüsterherstellung verwendet wurde, konnte die Krippenfigur dadurch auf das 18. Jahrhundert datiert werden. Die Farbe wurde erst 1704 entdeckt und erst ab 1725 weit verbreitet verwendet. Kopf und Hände erhielten nach einer dunkelroten Grundierung zwei unterschiedliche Brauntöne, die Augen sind grau-braun gehalten, die Lippen zinnoberrot und stechen hervor.
Aber wer ist dieser Mann nun?
Er gehört definitiv zu den Besuchern des Jesuskinds. Neben den Hirten kommen hierfür nur die „Drei Heiligen Könige“ infrage. Da die Figur sehr wohlhabend dargestellt ist, kommen nur zuletzt genannte in die Auswahl, den neugeborenen König anzubeten. Laut dem Text der Septuaginta, der griechischen Bibel, sind die besuchenden Männer jedoch Magier [griechisch „Μάγοι“] bzw. Sterndeuter und keine Könige noch Weisen. In neuen Bibelübersetzungen werden sie nur noch mit Sterndeuter übersetzt. Per Definition galten diese als weise und allgemein sehr gebildete Männer aus dem Partherreich, die einem persischen Orden angehörig waren. Wahrscheinlich waren sie Hohepriester und stammten aus Mesopotamien, das unter der Herrschaft der Parther stand. Sie wurden sehr geschätzt und waren nicht arm, nicht reich, aber eben höher gestellt.
Im Matthäus-Evangelium (Kapitel 2, Vers 1-12) werden die fremden Besucher erwähnt, aber nicht beschrieben. Er gibt keine Auskunft zur Anzahl der Besucher, zur Kleidung oder zum Aussehen der Sterndeuter. Allein ihre Geschenke werden aufgezählt: Gold, Myrrhe und Weihrauch. Nach jüngeren Überlieferungen trugen diese Ordensleute ihrem Rang entsprechende Kleidung. Die Figur trägt eine barocke Interpretation davon. Auch waren die Männer nicht Zeugen der Geburt im Stall (Matth. 2, Vers 1). Sie kamen erst später zu Besuch, denn laut der Bibel, besuchten sie ein kleines Kind und kein Neugeborenes.
Einem höfischen Protokoll folgend besuchten die Sterndeuter zuerst auch den König von Judäa, Herodes. Unter dessen Herrschaft stand auch die Stadt Bethlehem. Sie machten ihm die Aufwartung und hielten sich somit an ganz offizielle Traditionen, die bei einem „Staatsbesuch“ eingehalten werden mussten. Auf eine Verabschiedung verzichteten die Männer jedoch später, Gott hatte ihnen eine warnende Botschaft im Traum gesandt.
Das Rätsel bleibt ungelöst
Caspar, Melchior oder Balthazar? Kein Name wird in der Bibel erwähnt, weder im Matthäus-Evangelium noch bei Lukas. Diese Namen stammen erst aus dem sechsten Jahrhundert und sind mündliche Überlieferung bzw. Tradition. Auch sind sie seitdem erst zu dritt.
Daher kann nicht geklärt werden, um welchen der drei bekannten Männer es sich handelt. Sowohl Caspar, Melchior als auch Balthazar werden in der unterschiedlichen Literatur wie auch in den verschiedensten Kunstepochen mal als „Nordafrikaner“ oder „maurischer Herkunft“ bezeichnet bzw. dargestellt und aber ebenso oft auch nicht.
Oft ist es Caspar, der dunkler in seiner Erscheinung dargestellt wird als die anderen beiden. Wissenschaftlich und literarisch ist das aber nicht belegbar. Erst seit dem elften Jahrhundert werden sie mit den bis dahin bekannten Kontinenten oder mit den Menschenaltern (Jüngling, Mann, Greis) gleichgesetzt. Bis dato wurden sie als Perser dargestellt ohne eine bestimmte Allegorie zu verkörpern. Eine Hautfarbe war irrelevant und spielte keine Rolle. Im Römischen Reich war es zudem unüblich, nach der Hautfarbe zu kategorisieren, da kam es eher auf die Herkunft an und an welchen Gott man glaubte und welchen Kaiser oder Herrscher man anerkannte.
Theologisch betrachtet kommt hinzu, dass es nicht allein darum geht, wer den kleinen Jungen auf Marias Schoß anbetete, sondern, dass sie es taten. Selbst fremdländische Priester eines anderen Glaubens taten dies damit. Die Anerkennung des Kindes, die Geste selbst, ist entscheidend. Ein Kind in der Wiege oder auf dem Schoß der Mutter anzuerkennen, welches nur geboren wurde, um die Welt und die Menschheit zu retten.