Luxus pur
Ein Naether Luxus-Puppenwagen von 1928
Daten zum Glanzstück des Monats April
Puppenwagen
Hersteller: E. A. Naether, Zeitz
1928
Sperrholz lackiert, Eisengestell, Ledertuch, Spitze (synthetisch), Pannesamt (synthetisch)
Inventarnummer noch nicht vergeben
Maße: 0,80 m x 0,70 m x 0,36 m, Wagenkasten 0,55 m, Rad 0,275 m
Über dieses Glanzstück
Am 15. März 2023 übergab die Gesellschaft zur Förderung des Schlosses Moritzburg Zeitz e. V. unserem Museum diesen besonders gut erhaltenen und einfühlsam restaurierten Puppenwagen des Zeitzer Herstellers Naether aus dem Jahr 1928.
Alljährlich legt die Firma E. A. Naether einen Herbstkatalog auf, der, rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest, die große Vielfalt der hergestellten Spielzeuge für Kinder jeden Alters zeigt.
Im Herbst-Katalog von 1928 werden auf Seite 7 „Naethers Luxus-Puppenwagen“ als Neuheit mit Musterschutz angepriesen. Darunter Modell No. 4222: ein „Kastenwagen, innen lackiert. … Festes Eisenbügelverdeck mit Spitze. Einfaches Gestell mit Metallrädern, schwarz emailliert. Schiebestange mit hell poliertem Holzgriff.“ Der Puppenwagen wurde für Puppenmuttis unterschiedlichen Alters in drei Größen angeboten; unser Wagen entspricht der Größe „mittel“ mit einer Kastenlänge von 55 Zentimetern und einem Verkaufspreis von 25,50 Reichsmark.
Als besonderer Schmuck ziert die Puppenwagen dieses Modelltypus´ auf beiden Seiten des Wagenkastens ein feines mehrfarbiges Dekor, das mittels Schablone und Pinsel von Hand aufgetragen wurde.
Die große Farbauswahl brachte sicher jedes Kinderherz zum Hüpfen: man konnte die Puppenwagen in den Farbtönen „Tuchblau, russischgrün und braun mit schwarzem Gestell“ bestellen, in „neugrün, türkis, flieder, neublau, rosenholz und sandfarbig lackiert mit weißem Gestell“ sowie „Kasten und Gestell champagnerfarbig oder weiß lackiert“ – zum Teil gegen Aufpreis.
Unser Puppenwagen entspricht der zuletzt aufgeführten und mit 2,50 Reichsmark Aufpreis teuersten Farbvariante: Wagenkasten und -gestell sind in einem hellen Elfenbeinton – „champagnerfarbig“ – lackiert und mit feinster Bemalung in Gold und Türkis versehen. Auf allen Gestell-Teilen wurde frei Hand mit dem Pinsel eine zarte goldene Linie aufgetragen. Die Garnierung aus Spitze und die Borte am Rand des Wagenkastens wurden bei der Restaurierung ersetzt, das Verdeck mit synthetischem weißem Pannesamt gefüttert.
Das Museum dankt der Fördergesellschaft und den privaten Spendern – allen voran dem Druckhaus Blochwitz, Zeitz – für dieses wertvolle Geschenk.
Text: Kristin Otto
Fotos: Nadine Neumann / © MSMZ