Romanischer Kämpfer
Aus dem Benediktinerkloster Posa
Über das Objekt
Teil eines Arkadenfensters, Kalkstein
Anfang/ Mitte 12. Jahrhundert
Höhe 27 cm, Breite am unteren Rand 18,5 cm,
Breite an der Deckplatte 56 cm
Inv.Nr. VI/D – 31
Provenienz: Altbestand. Herkunft: Kloster Posa. Ersterfassung 1960.
Der Kämpfer gehört laut Inventarbuch zu einer größeren Gruppe an Bauplastiken, die man bei Grabungen 1874 in Posa selbst gefunden hat. Andere Teile dieser Sammlung wurden im Schloss selbst gefunden, denn zum Bau des Residenzschlosses sind abgetragene Steine des ehemaligen Kloster Posas verwendet worden.
Foto: Philipp Baumgarten
Unter einem Kämpfer, oder auch Impost genannt, versteht man den obersten Teil des Widerlagers eines Bogens oder Gewölbes. Traditionell gesehen sind es Mauersteine oder eine Steinplatte, die den Kämpfer bilden, der zwischen der Wand, der Säule oder dem Pfeiler und dem Anfängerstein des Bogens oder Gewölbes eingefügt werden. Meist lugt ein Kämpfer ein wenig vor den darunterliegenden Bauteilen empor. Der hier vorgestellte Sattelkämpfer gehört zu einer kannelierten Säule und gehört somit in ein romanisches Arkadenfester. Er bildet den Mittelteil der Wölbung über der Teilsäule. Eigenartig ist, dass der Kämpfer so reich verziert und aus einem Kunststein „geformt“ worden ist. Diese Arkadenfenster sind vorteilhafter für die Statik des romanisch-gotischen Architekturstils des Klosterbaues gewesen. Ebenso sind Reste von Mörtel am Exponat noch erhalten.
Auf diesem Stück sollen sich auf den beiden Schauseiten stilisierte Drachendarstellungen befinden. Genau gesehen und verglichen mit anderen Drachendarstellungen aus der Zeit der Romanik und Gotik, sind aber stilisierte Schwäne bzw. Vögel zu erkennen. Auch theologisch betrachtet, macht ein Drache wenig Sinn im Umfeld der Benediktiner.
Texte: Carmen Sengewald
Foto: Ursula Rittig
Es gibt nur einen einzigen Satz, den Benedikt von Nursia (Ordensgründer) mit dem mythischen Wesen verbindet. Auf der Benediktus-Medaille oder -pfennig findet man: NDSMD [non draco sit mihi dux]. Das bedeutet: „Nicht der Drache sei mir Führer“. Dieser Spruch ist Teil des Benediktussegens, der auf Nursia zurückgeht, aber erst in der Mitte des 11. Jahrhundert von Italien aus publik wurde. Es wurde aber auch empfohlen, ihn in Baufundamente einzuarbeiten – der Segen, kein Dämonenbildnis. Der Drache galt ebenso bei den Benediktinern und ab dem Hochmittelalter allgemein als Untier und als eine Kreatur des Teufels. Dem Drachen sollte kein Einlass ins Haus, noch in die menschliche Seele gestattet werden. Der Drache wird mit der Schlange aus der Genesis im Alten Testament gleichgesetzt. Ca. 60 Heiligenlegenden sind verbunden mit dem Kampf gegen einen oder das Töten eines Drachens, u.a. der Heilige Georg oder der Erzengel Michael (Zeitzer Stadtwappen).
Der Schwan gibt, theologisch betrachtet, mehr Sinn. Denn das Kloster ist ein Haus Gottes und durch die Arbeit und das Leben der Mönche wird Gott geehrt. Das Symbol des Schwans steht für Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, und somit auch für ihn selbst. Attribute wie Tapferkeit, Mut und Reinheit werden dem Vogel zugestanden.
Was allerdings gegen einen Schwan spricht, ist, dass der Schwan hauptsächlich erst mit dem Protestantismus im 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle eingenommen hat und als Symbol für Reformator Martin Luther steht. Geht man allein nach dem Alten Testament, Levitikus 11 Vers 17 oder Deuteronomium 14 Vers 17, sollte man die Finger von diesen Tieren lassen und nicht essen, denn sie sind unrein.
Ganz christliche, die Zeit überdauernde Ornamente sind hingegen auf den Unterseiten zu finden. Diese zeigen drei über einen Stengel miteinander verbundene Palmettenblätter.
Foto: Ursula Rittig