Ziegenbockwagen
der Firma E. A. Naether
Daten zum Glanzstück des Monats November
Ziegenbockwagen
Hersteller: E. A. Naether, Zeitz
um 1925
Buchenholz, Eisenbeschläge
Maße: 1,24 x 0,61 x 0,42 m
Über dieses Glanzstück
Unser Ziegenbockwagen ist ganz und gar aus Buchenholz gefertigt; die Räder, die Radnaben und die durchlenkbare Vorderachse sind mit eisernen Beschlägen versehen. Zum bequemeren Anspannen eines Zugtieres ist anstelle einer Deichsel hier eine „Gabel“ montiert. Der Schriftzug des Herstellers ziert den vorderen Querbalken.
Seitlich ist auf Höhe des Vordersitzes rechts eine Halterung zur Aufnahme einer Reitpeitsche angebracht. Die Peitsche ist aus Weidenrohr gefertigt. Das untere Ende ist durch Aluminiumringe eingefasst und mit Leder umwickelt, um einen Griff auszubilden. Beiderseits montierte Trittbretter erleichtern das Ein- und Aussteigen für die Passagiere auf der hinteren Sitzbank.
Bereits seit den 1870er-Jahren gehörten Kindermöbel und Kinderfahrzeuge zum Produktionsprogramm größerer Kinderwagenfabriken. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich neben Puppenwagen, Tritt- und Wipprollern, Propellern und Holländern auch sogenannte Ziegenbockwagen.
Diese versprachen besonderen Spielspaß, weil man Ziegen, große Hunde – beliebt waren Bernhardiner – oder auch ein Eselchen oder Pony anspannen konnte. Notfalls konnte auch der Familienvater als Zugtier herhalten.
Bereits im Produktkatalog der Firma E. A. Naether von 1890/91 finden sich Ziegenbockwagen, aufwändig gepolsterte kleine Kinderkutschen.
Die Zeitzer Firma E.A. Naether stellte noch Mitte der 30er Jahre des 20. Jh. diese Ziehwagen her. Der letzte Beleg findet sich im Produktkatalog von 1935. Seit 1901 bot man Wagen dieses Typs unter der Bezeichnung „Break“ an. Damit weist der Hersteller auf eine besondere Eigenschaft dieser Wagen hin: es sind sogenannte „Durchlenker“, das bedeutet, die Vorderachse lässt sich frei um 360 Grad drehen. Dies sollte das Umkippen der Wagen und das Abbrechen der Deichsel verhindern.
Bei der Firma Haeselbarth finden sich in den Katalogen von 1910/11 und 1914 ganz ähnliche Modelle unter der Bezeichnung „Jagdwagen“.
Text: Kristin Otto
© Fotos/Reproduktionen: Katalogseiten Carlo Böttger/MSMZ, sonst MSMZ