Mit den Insignien der Macht
Das Staatsporträt des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz
Daten zum Glanzstück des Monats Juni/ Juli
Joh[ann] Friedrich Bernhardi
Bildnis des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz
1699
Öl auf Leinwand
140 x 112 cm
rückseitig bezeichnet: Moritz H. Z. S. J. C. V. B [Herzog zu Sachsen Jülich Cleve und Berg]
Inv.Nr. VI a/59-120
Über dieses Glanzstück
Im Zuge der Renovierung des Zeitzer Rathauses in den Jahren 1699 und 1700 entstand höchstwahrscheinlich auch dieses Bildnis, das den ersten Herzog der Sekundogenitur Sachsen-Zeitz und Bauherren des Schlosses Moritzburg zeigt. Laut einer Urkunde aus dem Turmknauf der Turmspitze des Rathauses erhielt der Maler Joh[ann] Friedrich Bernhardi damals den Auftrag „unterschiedlicher neuer Conterfaite von fürstlichen und andern vornehmen Personen“ für die Ratsstube. Für nur 14 Taler malte er nicht nur das Porträt von Herzog Moritz, sondern auch eines seines Sohnes und Erbnachfolgers Moritz Wilhelm als Pendant. Für 2,5 Taler schuf er zudem ein Bildnis des Kanzlers Veit Ludwig von Seckendorff. Heute sind die drei Gemälde in unserer Dauerausstellung „Zeit der Herzöge – Barocke Residenzkultur in Zeitz“ zu sehen.
Der Maler Joh[ann] Friedrich Bernhardi hatte in der Voigtsgasse in Zeitz ein Haus. Darüber hinaus ist jedoch kaum etwas zu seiner Person bekannt. Das Porträt Herzog Moritz‘ malte er als Kniestück im Dreiviertelprofil. Es handelt sich um ein Herrscherbildnis. Diesen Porträttypus gibt es seit jeher. Die Art der Darstellung variierte zwar im Laufe der Geschichte, das wichtigste Prinzip war dabei aber stets die Erkennbarkeit des Herrschaftsanspruches – meist mittels Symbole visualisiert.
Das Herrscherbildnis von Herzog Moritz ist ein sogenanntes Staatsporträt mit offiziellem Charakter. Solche Bildnisse galten oft als Vorbild für weitere Bilder. Auch aus diesem Grund kontrollierten Regierende, was und wie der beauftragte Maler etwas darstellen sollte. Auf Herzog Moritz traf das allerdings nicht zu – dieses Porträt von ihm entstand erst 18 Jahre nach seinem Tod. Sein Sohn Moritz Wilhelm gab den bereits genannten Auftrag mehrerer Gemälde für das Zeitzer Rathaus. In der Ratsstube sollten die beiden Staatsporträts die Herzöge stellvertretend in ihrer Abwesenheit repräsentieren und ihre gesellschaftliche Stellung, Funktion sowie dynastische Zugehörigkeit visuell vermitteln. Das Bildnis von Herzog Moritz, welches post mortem entstand, diente schon damals zudem als Erinnerung an ihn als Herrscher.
Bernhardi porträtierte Herzog Moritz als Ritter in Prunkrüstung vor einer großen Säule – ganz im Sinne eines barocken Typus‘ der Herrscherdarstellung. Auch sein Sohn Moritz Wilhelm und sein Vater, der Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, wurden auf diese Weise präsentiert, wie die Bildnisse, die heute im Festsaal des Schlosses zu besichtigen sind, bezeugen. Ein Ritter steht symbolisch für Gerechtigkeit, Tugendhaftigkeit und Stärke. Den Degen trägt Herzog Moritz mit stolzer Pose auf seiner linken Seite, die Feldbinde um die Hüfte. Mit dem rechten Arm stützt er sich auf einen Tisch, auf dem Helm und Panzerhandschuhe abgelegt sind. Daneben liegt der rote Mantel mit Hermelinpelz, eines Fells, das Reichtum und absolute Reinheit symbolisiert. Solch ein Mantel stand nur Regierenden zu. Es ist anzunehmen, dass Bernhardi Herzog Moritz nicht wie Herzog Moritz Wilhelm mit Mantel über der Rüstung darstellen sollte, da zum Entstehungszeitpunkt der Porträts nicht mehr Moritz, sondern bereits sein Sohn regierte. Der hermelingefütterte Mantel ist ein sogenanntes Insigne. Insignien sind Kennzeichen staatlicher, ständischer oder religiöser Macht und Würde. Als Insigne seiner Würde und als Zeichen für den obersten Kriegsherrn hält Herzog Moritz den Marschallstab in der Hand.
Wie üblich in Herrscherbildnissen zeichnet sich demnach auch das Porträt von Herzog Moritz durch eine umfangreiche Symbolik aus. Neben den bereits erwähnten Symbolen, ist auch der opulente Vorhang mit goldenen Quasten im Hintergrund ein Zeichen der Würde. Während der Vorhang im Bild Moritz Wilhelms wie meist in Herrscherbildnissen Rot gemalt ist, wählte Bernhardi im Porträt von Herzog Moritz einen Blauton – vielleicht aus demselben Grund wie hinsichtlich der Darstellung des Mantels. Die Farben Rot, Blau und Gold, die vermehrt im Bild vorkommen, galten als kostbar. Auch die Farbgebung ist also keineswegs Zufall, sondern symbolisch aufgeladen und ein weiteres Stilmittel des Künstlers zur Vermittlung der Bildbotschaft. Selbst die voluminöse Perücke dient diesem Zweck – sie ist ein Symbol löwengleicher Stärke und Macht. Solche Allongeperücken waren damals in Mode. Die dichten braunen Locken lassen den Herzog jünger wirken. Auch deshalb handelt es sich um ein eher idealisiertes Bild des Herzogs. Seine individuellen Gesichtszüge führt Bernhardi dennoch detailliert aus. Mit freundlichem aber bestimmten Blick schaut Moritz seitlich aus dem Bild heraus, leicht am Betrachter vorbei. Bewusst hat der Maler die Augenhöhe des Betrachters unterhalb der des Herzogs angesetzt, so dass man leicht zu ihm heraufschauen muss.
Nahezu in der Bildmitte hängt das Halskreuz des Deutschen Ordens auf der Rüstung Herzog Moritz‘. Schon vor Antritt der Regierung des Herzogtums Sachsen-Zeitz war er von seinem Vater, dem sächsischen Kurfürsten, als dessen Stellvertreter in der Ritterordensprovinz Thüringen eingesetzt worden. Zudem übernahm er bereits vor Regierungsantritt die Verwaltung des Stiftes Naumburg-Zeitz. Auf der Säule im Hintergrund des Gemäldes ist ein Hinweis darauf zu sehen: das Wappen des Stiftes Naumburg-Zeitz, Schlüssel und Schwert gekreuzt. Die Säule soll wiederum Stärke und Beständigkeit der Herrschaft Moritz‘ symbolisieren – nochmals verstärkt durch eine zweite Säule, die Bernhardi dahinter im Dunkel andeutet.
In Herrscherbildnissen ging es also in erster Linie um die Symbolik zur Demonstration der Herrschaftslegitimation. Zweitrangig war die Darstellung von Charakterzügen, persönlichem Ausdruck und Emotionalität. Erst seit dem 18. Jahrhundert entstehen zwanglosere Porträts von Regierenden. Ein authentischeres Bildnis von Herzog Moritz ist sein Totenbildnis, das ebenfalls in unserer Dauerausstellung „Zeit der Herzöge – Barocke Residenzkultur in Zeitz“ nach umfassender Restaurierung zu besichtigen ist.
Text: Wiebke Havenstein
Fotos: Ausstellungsansicht: Wiebke Havenstein, sonst: Carlo Böttger / © MSMZ
Quellen:
Clayson, Hollis/ Sturgis, Alexander (Hrsg.): Faszination Malerei, 2006 Stuttgart, S. 154 – 157.
Dolezych, Alexandra: Herrscherbilder, Bundeszentrale für politische Bildung, 2007, https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/bilder-in-geschichte-und-politik/73218/herrscherbilder/, abgerufen am: 30.05.2023.
Negwer, Mirko: Bildnis des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz (1619-1653/1657-1681), Bildnis des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz (1664-1681/1682-1717-1718), in: Museumsverbund „Die fünf Ungleichen e. V.“/ Museum Schloss Moritzburg Zeitz (Hrsg.): Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, Petersberg 2007, S. 312 f.